Marktstellung

Für die Konkurrenzfähigkeit ist die Marktstellung eines Unternehmens gegenüber seinen Abnehmern und Lieferanten zur Aushandlung günstiger Preis- und Zahlungskonditionen entscheidend. Hinzu kommt, dass bei stark schrumpfenden Märkten eine starke Marktstellung und hohe Marktanteile zunächst bessere Voraussetzungen für ein "Überleben" des Unternehmens bieten.

Andererseits ist zu beachten, dass allein die Größe und damit der Marktanteil eines Unternehmens nicht ausschlaggebend für die Überlebensfähigkeit ist. Es zeigt sich immer wieder, dass Unternehmen, die sich in ihren Produkten besonders spezialisiert haben,

Konkurrenzsituation

Wesentliches Ziel der Bonitätsprüfung ist die Feststellung der künftigen Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens. Bezüglich der Konkurrenzsituation, in der sich ein Unternehmen befindet, müssen folgende Faktoren untersucht werden:

Erste Aussagen zur Konkurrenzsituation bzw. -fähigkeit lassen sich zumindest vergangenheitsbezogen aus der Umsatz- und Absatzentwicklung unter Berücksichtigung der Ertragssituation, wie sie sich aus dem Jahresabschluss ergibt, ablesen. Anhand von Brancheninformationen ist es darüber hinaus notwendig, sich über Neu- und Weiterentwicklungen von Produkten in einer Branche zu informieren, um festzustellen, ob das untersuchte Unternehmen hier im Trend liegt. Zu beachten bleibt, dass nicht die Qualität des Produktes allein, sondern auch der Service für die Konkurrenzfähigkeit von besonderer Bedeutung sein kann.

Wie bereits unter dem Stichwort "Marktpotential" dargestellt, ist für eine zukunftsbezogene Analyse die mittelfristige Marktgängigkeit der Produkte unter Berücksichtigung der Produktinnovation bzw. -weiterentwicklung durch die in- und ausländische Konkurrenz entscheidend.

Angesichts der ausländischen Konkurrenz, die häufig unter kostengünstigeren Bedingungen - insbesondere im Personalkostenbereich - produzieren kann, kommt dem Preis-Leistungs-Verhältnis bei Einschätzung der künftigen Konkurrenzfähigkeit besondere Bedeutung zu. Ein Unternehmen wird nur dann am Markt bestehen können, wenn es seine Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten kann. Die Preisgestaltung ist in besonderer Weise vom Rationalisierungsgrad und damit von der produktionstechnischen Ausstattung eines Unternehmens abhängig. Selbstverständlich können auch Einflüsse der Beschaffungsmärkte von Bedeutung sein, die sich durchaus unterschiedlich auf einzelne Unternehmen, vor allem im internationalen Vergleich, auswirken können.

In die Beurteilung der künftigen Konkurrenzsituation müssen die vorher behandelten unternehmensinternen und -externen Faktoren zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit einfließen, um zu einem möglichst abgesicherten Urteil kommen zu können.

Finanzwirtschaftliche Position

Unternehmensstrategische Ziele wie Erschließung neuer Marktpotentiale, Produktinnovation sowie Rationalisierungsinvestitionen, d. h. notwendige Maßnahmen zur Zukunftssicherung, sind für ein Unternehmen nur darstellbar, wenn es über die ausreichende finanzwirtschaftliche Elastizität verfügt.

Finanzierungsstruktur

Bei der Betrachtung der Finanzierungsstruktur geht es nicht allein um die Quote der haftenden Eigenmittel, sondern die gesamte Innenfinanzierung eines Unternehmens muss unter dem Aspekt seiner künftigen Liquiditätsbelastung und der Zinsreagibilität untersucht werden. Ziel der Bonitätsprüfung muss es sein, nicht nur die Position eines Unternehmens in Zeiten relativ guter Konjunktur und niedriger Zinsen zu betrachten, sondern zukunftsbezogen Chancen und Risiken eines Unternehmens auch unter einem ungünstigen Szenario (Nachfragerückgang, steigende Zinsen) zu beurteilen. Insofern ist bei der zukunftsbezogenen Betrachtung zu prüfen, inwieweit derartige negative Faktoren aus dem Umfeld des Unternehmens durch eine entsprechende Finanzierung aufgefangen bzw. zumindest abgedämpft werden können.

Kostenstruktur

Im Rahmen der Bilanzanalyse wird im Mehrjahresvergleich die Entwicklung der Kostenstruktur anhand entsprechender Kennziffern (in Relation zur Gesamtleistung) untersucht. Bei einer zukunftsorientierten Bonitätsprüfung muss zusätzlich die Art der Kosten in der Unterscheidung nach variablen und fixen Kosten beachtet werden, um festzustellen, inwieweit ein Unternehmen in der Lage ist, bei rückläufiger Nachfrage mit seinem vorhandenen Kostenapparat entsprechend zu reagieren.

Die fixen und variablen Kosten eines Unternehmens lassen sich nicht ohne weiteres exakt durch einen externen Analytiker bestimmen. Hier muss dem Kreditnehmer die Frage gestellt werden, in welcher Form und in welchem Umfange er auf eventuelle Absatzrückgänge durch Kostenreduzierungen reagieren kann.

Eine Möglichkeit hierfür kann unter anderem auch darin bestehen, das Gehalt des geschäftsführenden Gesellschafters einer GmbH zu reduzieren. Diese Gehaltszahlungen stellen letztlich eine "verdeckte Gewinnausschüttung" dar und sind somit als variabler Kostenbestandteil zu werten, da die Höhe ergebnisabhängig ist. Im übrigen ist diese Kostenposition, soweit sie dem Analytiker bekannt ist, auch bei der Gesamtbetrachtung der Ertragskraft eines Unternehmens zu berücksichtigen. Die übrigen Personalkosten sind dem Fixkosten-Block zuzurechnen, sofern nicht durch Saisonarbeit oder vergleichbare Vertragsgestaltungen tatsächlich eine Kostenflexibilität gegeben ist.

Ferner kann eine gewisse Kostenflexibilität zum Beispiel durch Beschäftigung von Saisonarbeitern oder durch kurzfristige Leasingverträge, etwa für den Fuhrpark, erreicht werden.