Personalstruktur

Die Personalstruktur sollte unter folgenden Aspekten untersucht werden:

Branchenübergreifend lassen sich keine Maßstäbe für eine allgemein gültige Aufteilung des Gesamtpersonals auf die oben erwähnten Bereiche aufstellen. Es muss im Einzelfall geprüft werden, wo bei einem Unternehmen die größten Rationalisierungsmöglichkeiten vorhanden sein dürften.

Wesentlicher noch als die Identifizierung von Rationalisierungspotentialen ist deren Realisierung durch eine konsequente Rationalisierungspolitik. Im Mehrjahresvergleich muss sich der Erfolg durch eine entsprechende Verringerung der Personalzahl in den betreffenden Bereichen oder durch eine Produktivitätssteigerung (mehr Umsatz bei gleichem Personalbestand) verifizieren lassen.

Personalbeschaffungsmarkt

Da die Mitarbeiter das wesentliche Kapital des Unternehmens darstellen, ist neben der Nachwuchsförderung die externe Personalbeschaffung (zum Beispiel Auszubildende) von besonderer Wichtigkeit. Dies hängt beispielsweise ab von den spezifischen Anforderungen des Unternehmens, der Attraktivität seines Standortes usw. In ländlichen Gebieten kann zum Beispiel die Personalbeschaffung schwieriger sein als in Großstädten. Andererseits sind hier aufgrund der "Bodenständigkeit" der Mitarbeiter die Probleme der Fluktuation gegenüber "attraktiven" Standorten geringer.

Nachfolgefrage

Insbesondere bei kleinen Familienbetrieben erhebt sich häufig die Nachfolge des Geschäftsleiters als ernstes, kaum zu lösendes Problem. Bei Unternehmen, die auf eine Person voll "zugeschnitten" sind, kann eine nicht geregelte Nachfolge im Ernstfall sehr schnell zu einer existenzgefährdenden Krise führen.

Leistungswirtschaftliche Position

Produktprogramm

Voraussetzung für eine sachgerechte Bonitätsprüfung ist eine intensive Beschäftigung mit dem Produktprogramm. Die Zuordnung eines Kreditnehmers zu einer globalen Branche ist für eine Kreditbeurteilung in der Regel wenig hilfreich. Eine "Elektromotoren GmbH" könnte zum Beispiel der Branche "Elektroindustrie" zugeordnet werden. Damit würden wir zum Beispiel einen Vergleich vornehmen mit Siemens, AEG und anderen. Dies dürfte bei dem speziellen Produktprogramm dieses Unternehmens jedoch nicht zu einem aussagefähigen Vergleich führen.

Alternativ könnte man die Branche enger fassen und wie folgt definieren: "Herstellung von Elektromotoren". Auch hier handelt es sich um eine sehr globale Definition, die kaum Rückschlüsse auf Chancen und Risiken auf den Absatzmärkten sowie auf künftige technologische Entwicklungen zulässt.

Bei der Analyse des Produktionsprogramms ist letztlich die Frage zu beantworten: Wer benötigt wozu die vom Unternehmen produzierten oder gehandelten Produkte?

Insofern wäre es sinnvoll, die Motoren wie folgt einzuteilen:

In der Praxis ist es hilfreich, sich über das Produktprogramm im Rahmen einer Betriebsbesichtigung oder zumindest anhand von Verkaufsprospekten zu informieren, um tatsächlich konkrete Aussagen zu diesem Thema machen zu können. Ohne detaillierte Kenntnisse des Produktprogramms ist eine zukunftsbezogene Bonitätsbeurteilung nicht möglich. Der Kreditsachbearbeiter muss die wesentlichen Anwendungsgebiete des Produktprogramms kennen, um hieraus Rückschlüsse zu ziehen auf die Branchen der Abnehmer und die Absatzchancen für die Produkte des Unternehmens unter Berücksichtigung

Absatzmärkte

Wie bereits bei der Analyse des Produktprogramms dargestellt, müssen bei der Einschätzung der Zukunftsaussichten eines Unternehmens die potentiellen Absatzmärkte Berücksichtigung finden. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen

In der Regel stellen Unternehmen Produkte nicht nur für Absatzmärkte einer bestimmten Branche her. Allein aus Gründen der Risikostreuung und der Einschränkung von Abhängigkeiten von Konjunkturzyklen einzelner Branchen ist es für ein Unternehmen von Vorteil, wenn es bezüglich seiner Produkte in den Absatzmärkten möglichst breit diversifiziert ist. Die Nachfrage nach den Produkten eines Unternehmens ist abhängig von der Absatzerwartung und den Investitionszyklen der Abnehmer. Ein Unternehmen, das Elektromotoren herstellt, die zum Beispiel ausschließlich im Schiffsbau benötigt werden, ist außerordentlich abhängig von der Entwicklung in der Schiffsbauindustrie. Dagegen kann ein Unternehmen, das über eine sehr breite Produktpalette von Elektromotoren verfügt, die von Abnehmern völlig unterschiedlicher Branchen benötigt werden, Rückgänge in einzelnen Bereichen unter Umständen durch erhöhte Nachfrage in anderen Produktsparten zumindest teilweise kompensieren. Infolgedessen ist die detaillierte Untersuchung der Absatzmärkte unter Berücksichtigung der angebotenen Produktpalette von gravierender Bedeutung für die Zukunftseinschätzung eines Unternehmens.

Diese Überlegung ist nicht nur wesentlich für die künftige Absatzerwartung, sondern unter Umständen auch für die Beurteilung des Debitorenrisikos. Beziehen sich zum Beispiel Teile der Produktpalette auf Abnehmer, die sich in einer branchenbedingten Strukturkrise befinden, müssen hieraus entsprechende Schlüsse bzw. zumindest entsprechende Untersuchungen bezüglich des Debitorenrisikos abgeleitet werden. An diesem Beispiel wird deutlich, welch enge Verzahnung zwischen der Analyse der Leistungsfähigkeit des Unternehmens und der Bilanzanalyse besteht. Ohne Einbeziehung der Umweltbedingungen ist eine fundierte Bilanzanalyse nicht möglich. Risiken, die sich aus der Analyse der Absatzmärkte ergeben, müssen nicht nur bei der Einschätzung der künftigen Absatzchancen berücksichtigt werden, sondern auch im Rahmen der dynamischen Bilanzanalyse bei der Beurteilung der Vollwertigkeit des Forderungsbestandes und damit der dispositiven Liquidität im Rahmen der Bilanzanalyse.

Auch die regionale Aufteilung der Absatzmärkte im Inland ist bei der zukunftsbezogenen Bonitätsprüfung zu beachten. Zwar kann die Nachfrage nach bestimmten Produkten insgesamt steigen oder fallen, jedoch kann sich diese Entwicklung regional durchaus unterschiedlich gestalten. Unter Berücksichtigung des Standortes des Unternehmens kann man daher bei Unternehmen der gleichen Branche zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen bezüglich der künftigen Absatzmöglichkeiten kommen.

Unter dem gleichen Aspekt sind die Absatzmöglichkeiten auf ausländischen Exportmärkten zu analysieren und zu beurteilen. Ein angemessener Exportanteil kann unter dem Aspekt der regionalen Diversifikation ein hoher strategischer Vorteil sein. Da sich die Konjunkturzyklen in verschiedenen Ländern durchaus unterschiedlich entwickeln, können sich für den Absatz eines Unternehmens bei rückläufigen Entwicklungen auf inländischen Absatzmärkten entsprechende Kompensationsmöglichkeiten ergeben.