Grundfragen der Finanzierung
Zur Gründung eines Haushalts gehören langlebige Konsumgüter wie Möbel und Haushaltsgeräte. Später wird vielleicht noch an den Erwerb von Wohnungseigentum oder eines Hauses gedacht. Alle diese Anschaffungen sind nur mit einem passenden "finanziellen Rahmen" zu verwirklichen.
Grundfragen der Finanzierung
Zur Gründung eines Haushalts gehören langlebige Konsumgüter wie Möbel und Haushaltsgeräte. Später wird vielleicht noch an den Erwerb von Wohnungseigentum oder eines Hauses gedacht. Alle diese Anschaffungen sind nur mit einem passenden "finanziellen Rahmen" zu verwirklichen.
Auch eine Unternehmung kann nicht ohne finanzielle Mittel geführt werden. Ein freiberuflich tätiger Berater braucht weniger Mittel als ein Handwerksbetrieb mit teuren Maschinen. Die für die Betriebsführung notwendigen Mittel zu beschaffen, ist die betriebswirtschaftliche Aufgabe der "Finanzierung". Zunächst wollen wir den betrieblichen Bereich betrachten.
Die notwendigen finanziellen Mittel können vom Eigentümer oder den Gesellschaftern selbst stammen; dies ist die Eigenfinanzierung. Werden die Mittel dabei bei der Gründung oder bei einer späteren Betriebserweiterung auf Dauer für betriebliche Zwecke bereitgestellt, spricht man von Beteiligungsfinanzierung; die bereitgestellten Mittel können Sachgüter wie Gebäude, Fahrzeuge oder ersparte Barmittel sein.
Soweit der aus dem laufenden Betrieb stammende und versteuerte Gewinn in der Unternehmung verbleibt, handelt es sich um Selbstfinanzierung. Bei den meisten Unternehmungen reichen diese Möglichkeiten der Mittelbeschaffung für einen reibungslosen Betriebsablauf aber nicht aus; die Mittel werden von Dritten, z. B. Lieferanten oder Banken, beschafft; dies ist die Fremdfinanzierung oder Kreditfinanzierung. In der Betriebsbilanz werden die Verbindlichkeiten als Fremdkapital ausgewiesen.
Die meisten Unternehmungen arbeiten heute mit Fremdkapital. Kreditaufnahme ist ein normaler geschäftlicher Vorgang. Für den Kapitalgeber, rechtlich den Gläubiger, bedeutet "Kredit", dass er darauf "vertraut", den Kreditbetrag und die Zinsen vereinbarungsgemäß vom Schuldner zu den vereinbarten Terminen zu erhalten.
Deshalb muss sich auch der Schuldner, oder besser gesagt, der "Kreditnehmer" vor der Fremdkapitalaufnahme selbst einige Fragen beantworten:
- Wozu brauche ich den Kredit?
- Soll nur ein vorübergehender finanzieller "Engpass" überbrückt werden, oder soll der Betrieb länger mit fremdem Geld arbeiten?
- Wie hoch soll der Kredit sein, damit das angestrebte Ziel auch ausreichend finanziert wird?
- Wie kann ich den Kredit und die Zinsen zurückzahlen, ohne den Betrieb in Schwierigkeiten zu bringen?
- Wie viel kostet der Kredit?
- Bleibt nach der Kreditaufnahme ein ausreichender Ertrag übrig?
- Bei wem kann ich Kredit bekommen? Welche Argumente kann ich bei der Kreditverhandlung vorbringen?
- Lohnt sich die Kreditaufnahme für Selbständige oder eine Unternehmung?
Die weit verbreitete Meinung, man solle einen Kredit nur in "Notfällen" aufnehmen, ist falsch.
Gerade dann, wenn einem Unternehmen unvorhergesehen plötzlich die Mittel nicht zum geordneten Ablauf ausreichen, halten sich die Kreditgeber zurück, denn der Kredit hat dann oft nur den Zweck, die Folgen wirtschaftlicher Fehlentscheidungen noch hinauszuschieben. Wird ein finanzieller Engpass rechtzeitig erkannt, kann durch geeignete Umfinanzierungsmaßnahmen aber meistens noch geholfen werden.
Im Normalfall soll der Kredit aber nicht alte Mängel in der Mittelbeschaffung beseitigen, sondern planvoll das Betriebsergebnis verbessern. Dies soll folgendes vereinfachte Beispiel zeigen:
Eine Unternehmung hat bisher mit Eigenkapital in Höhe von 500 000 Euro einen Gewinn von 60 000 Euro erwirtschaftet. Dies entspricht einer Rendite oder Verzinsung des Eigenkapitals von 12 %. Der Betriebsinhaber überlegt, ob er den Betrieb durch Aufnahme eines Kredits in Höhe von 200 000 Euro erweitern soll. Der Zinssatz dafür wäre 9%. Wenn der Betrieb nach Aufnahme des Kredits, zum Beispiel zur Erweiterung einer Ladenfläche, seinen Umsatz entsprechend vergrößert, kann aus dem Umsatzerlös laufend die Tilgung erfolgen. Bei besserer oder wenigstens gleicher Umsatzrentabilität ohne Berücksichtigung der Finanzierungskosten müsste sich ein um 24 000 Euro größerer Ertrag ergeben. Da die jährlichen Finanzierungskosten für den Kredit 18 000 Euro betragen, erhöht sich der Gesamtgewinn um 6 000 Euro, die Rentabilität des Eigenkapitals steigt auf 13,2 %. Die Kreditaufnahme würde sich lohnen.
Es gilt deshalb der Grundsatz: Eine Kreditaufnahme erhöht die Rentabilität des Eigenkapitals, wenn die Zinsen für den Kredit geringer sind als der erwartete Mehrerlös. Man nennt dies auch die "Hebelwirkung" der Fremdfinanzierung.
Finanzierungsplanung und -regeln
Die Hebelwirkung kann praktisch nur dann im Voraus bestimmt werden, wenn der betriebliche Erfolg vor und nach einer größeren Kreditaufnahme gemessen wird. In diesem Zusammenhang muss vorab geprüft werden, wie groß die Kreditaufnahme überhaupt sein soll. Hierbei stehen Kreditinstitute im Rahmen der Beratung hilfreich zur Verfügung.
Vor einer Finanzierungsentscheidung müssen folgende Fragen geklärt werden:
- Wie viel Kapital wird benötigt? Es wird geschätzt, wie viel Kapital notwendig ist für Grundstücke und Gebäude, Bauten und Umbauten, Geschäftseinrichtungen, Betriebsausstattung und Maschinen, Warenlager oder Beschaffung von Rohstoffen. Dabei ist auch ein angemessener Zuschlag für "Unvorhergesehenes" zu berücksichtigen.
- Wann kann verkauft werden, und wie zahlen die Kunden?
- Müssen Zahlungsziele gewährt werden?
- Wie viel Personalausgaben fallen zusätzlich an?
- Kann durch die Investition der Personalaufwand verkleinert werden?
- Werden folgende Finanzierungsregeln eingehalten?
- Regel 1: Das Anlagevermögen sollte durch Eigenkapital, wenn dies nicht ausreicht, durch langfristig zur Verfügung stehendes Fremdkapital finanziert sein. Nach Möglichkeit soll auch ein Viertel des Umlaufvermögens durch langfristige Mittel gedeckt sein.
- Regel 2: Wird eine Investition (Anschaffung von Grundstücken, Maschinen, Geräten, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Erwerb von Patenten) mit Kredit finanziert, soll die Laufzeit des Kredits nicht länger sein als die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes. Beispiel: Anschaffung eines Lieferwagens mit geschätzter Nutzungsdauer von fünf Jahren, Kreditlaufzeit vier bis höchstens fünf Jahre.
- Regel 3: Als "Kapitaldienst" werden die Zins- und Tilgungsverpflichtungen bezeichnet, die ein Unternehmen für alle aufgenommenen Kredite im geschäftlichen und privaten Bereich zu entrichten hat. Der Kapitaldienst muss aus dem laufenden Geschäftsbetrieb aufzubringen sein. Grundsätzlich kann dafür folgende vereinfachte Rechnung aufgestellt werden:
- Nettoumsatz
- Ausgaben für Material- und Wareneinsatz
- -Ausgaben für Löhne, Gehälter und Sozialaufwand
- -Ausgaben für sonstige Aufwendungen (ohne Zinsen)
- = Um die Zinsen erweiterter "Cash-flow" (Mittelzufluß) - Ersatzinvestitionen aus Eigenmitteln
- Privatentnahmen
- = Mittel für Kapitaldienst
- Regel 4: Bei der Finanzierung des Umlaufvermögens müssen die finanziellen Mittel den Schwankungen des Umlaufvermögens, z. B. wegen saisonaler Einflüsse, angepasst werden können.
- Regel 5: Das Umlaufvermögen soll so finanziert werden, dass die laufenden Verbindlichkeiten an Lieferanten sofort unter Abzug von Skonto beglichen werden können, denn es gilt der Grundsatz "Der Lieferantenkredit ist der teuerste Kredit", was folgendes Beispiel verdeutlichen mag:
Ein Lieferant gibt folgende Konditionen:
- "zahlbar innerhalb von 40 Tagen, bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen 3 % Skonto"Wird am 10. Tag gezahlt, z. B. der Überweisungsauftrag bei der Bank abgegeben, beschleunigt sich die Zahlung um 30 Tage (40 - 10). Dies bringt einen Vorteil von 3 % für einen Monat. Umgerechnet auf einen Jahreszinssatz wären dies 12.3 = 36 % Kredit für Selbständige Regel 6: Um Ausgaben und Einnahmen im Gleichgewicht halten zu können, ist möglichst für einen bestimmten Zeitraum ein Finanzplan zu erstellen.
- Vierteljahres- und Jahresplanungen müssen durch Feinplanungen ergänzt werden. Durch elektronische Speicherung aller Daten kann die fortschreitende Finanzplanung sehr erleichtert werden; beim Einsatz von PCs können passende Programme erworben und hierfür eingesetzt werden.